Hast du eine Frage?
Message sent Schließen

David Ruessel

Am 09.09.1981 wurde ich in Hamburg geboren. Schon mit 5 Jahren begann ich mit dem Kampfsport. Was zuerst nur ein Sandsack im Zimmer mit lauter Rocky Musik war, wurde schnell zu einer echten Kampfkunst in einem Judoverein. Ich trainierte zusammen mit meiner Schwester und meinem Bruder 4 Mal die Woche.

In einer Familie wo die Mutter und der Onkel im Judo sehr erfolgreich gewesen sind, war klar, welchen Weg ich einschlagen würde. Mir wurde schnell klar, das Judo nicht dem entspricht, was ich mir unter Kampfkunst vorstellte. Auf der Suche nach der einen Kampfkunst durchwanderte ich zahlreiche Kampfkunstschulen. Karate, Tae-Kwon-Do, Jiu Jitsu, waren nur einige der zahlreichen Kampfkünste, die ich auf diesem Weg ausprobiert habe.

Enttäuscht, den für mich richtigen Weg nicht finden zu können, stieß ich auf das Buch Jeet Kune Do vom sagenumwobenen Bruce Lee. Diese Lektüre veränderte mein Verständnis der Kampfkünste. Hatte ich vorher immer nur die harten Kampfsysteme versucht, wusste ich, dass es Kung Fu war, was mich in nächster Zeit beschäftigen sollte.

BEIM KUNG FU

Ich überlegte lange, mit welchem der zahlreichen Kung Fu Systeme ich meine Ausbildung fortsetzen sollte. Nach einer Probewoche beim Dacascos Kung Fu (WUN HOP KUEN DO), entdeckte ich durch einen Freund, das Sieben Sterne Gottesanbeterin Kung Fu in City Nord. Der Sifu (Meister) beeindruckte mich sofort mit seiner unglaublich zuvorkommenden Art und seiner immensen Schnelligkeit. Das Gottesanbeterin Kung Fu ( Qi Xing Tang Lang Qaun ) ist spezialisiert darauf, schnelle Angriffe mit den Armen auszuführen. Natürlich beeindruckten mich auch die Grundprinzipien ( hebeln, brechen, pflücken ), woraus das Gottesanbeterin Kung Fu bestand. Ich war überzeugt mein System gefunden zu haben. Auch das authentische trainieren mit dem Großmeister aus Hong Kong trug dazu bei, dass ich mich endlich zu Hause fühlte.

Lange Zeit trainierte und lehrte ich nun das Gottesanbeterin Kung Fu. Ich trainierte inzwischen die Anfängergruppen der Erwachsenen und die fortgeschrittenen Kinder mit weiteren Hilfstrainern. Außerdem lernte ich auch einen guten Freund ( Ingo Schuttrich ) kennen, der mir das Mei Hau Tang Lang ( Pflaumenblüten Gottesanbeterin Kung Fu, das von den Bewegungen her etwas weicher ist, als das Sieben Sterne Gottesanbeterin Kung Fu ) näher brachte.

Aufführungen und Turniere absolvierte ich mit großem Erfolg. Auf dem 6. Ching Woo Turnier belegte ich mit der Waffenform Kometenball den 1. Platz. Zwei 3. Plätze im Vollkontakt und in Handformen folgten. Im Hamburger Rathaus durfte ich, vor dem chinesischen Konsulat einen traditionellen Löwentanz aufführen.

DIE ERSTEN ZWEIFEL

Ich war ein stolzer Überbringer des traditionellen Gottesanbeterin Kung Fu und war überzeugt davon, dass Nichts und Niemand diesen Stil schlagen könnte. Die Zahllosen Erfolge von mir und meinen Kung Fu Brüdern unterstrichen die Qualität dieser Kung Fu Schule. Plötzlich tauchte aber ein ganz anderer Sifu auf. Der hatte mich oft im Freien trainieren gesehen. Eines Tages kam er einfach auf mich zu. Er behauptete mich innerhalb kürzester Zeit schlagen zu können, da es nur Kunststücke seien die ich auzuführte.

Mit realer Kampfkunst habe dies wenig zutun. Ich, der alles annahm, was nach einer Herausforderrung aussah, vorderte ihn zu einem freundschaftlichen Übungskampf heraus. Doch kämpfen konnte man dies nicht wirklich nennen. Mit meiner ersten Angriffsbewegung, lag ich mit blutiger Nase plötzlich auf dem Rasen. Der Sifu meinte, es liege nicht am System, sondern daran, dass das System Umwege läuft, anstatt sich direkt auf das Ziel zu konzentrieren. Als ich fragte, was für einen Stil er trainierte, sagte er, dass es nicht wichtig sei, da nicht der Stil, sondern der Mensch dahinter siegreich war. Ich, der immer noch an Stile glaubte, wollte unbedingt wissen was es war, dass mich verlieren ließ.

Der Sifu antwortete, dass es Jun Fan Gung Fu sei und es philosophisch aus dem Jeet Kune Do entsprang. Ich erkannte, dass mein Anfang mit Jeet Kune Do begann, aber ich vom Weg abgekommen bin und etwas anderes lernte. Wie konnte ich die Lehrsätze von Bruce Lee aus dem Buch vergessen? Ich fragte sofort nach, ob ich das Jun Fan Gung Fu bei ihm erlernen dürfte. Doch dieser riet mir zuerst die Wurzeln des Jun Fan Gung Fu zu trainieren, das Wing Chun. Man könnte es auch ohne Wing Chun vorher trainieren, aber es wäre leichter und besser zu verstehen, wenn man Bruce Lees Wurzeln von den Tagen des legendären Ip Man´s verstünde. Also fing ich an, neben meinem Gottesanbeterin Kung Fu das Wing Chun (EWTO System = Wing Tsun) zu trainieren.

DAS KONZEPT WING CHUN

Als ich anfing das Wing Chun System zu erlernen, gab es wohl mehr Ungewohntes als Gewohntes. Nur der Grundstand IRAS (innerer rotierender Adduktoren-Stand oder auf Chin. Yee Chi Kim Yang Ma ) bereitete mir große Probleme. Das Wing Chun ähnelte in einigen Bewegungen dem Gottesanbeterin Stil, wie z.B einige Handtechniken ( Gottesanbeterin : Bang Choy, Wing Chun : Lau Sing Choy ), aber sind die Grundideen völlig anders. Im Wing Chun wird meist immer mit der Kraft gegangen.

Man könnte es sich wie bei einem Bambus vorstellen, den man nach unten biegt, er wird durch die eigene verursachte Kraft, hinaufschnellen und peitschend zurückschlagen. Im Wing Chun ist auch nicht das primäre Ziel das Blocken oder das Kontern, im Wing Chun ist durch das Magnetfeld, des sich gegenseitigem anziehen, die Abwehr gleichzeitig der Konter durch ein überschneidenen Schlag (z.B Jeet Chung Choy ).

Auch die Trittabwehr hat im Wing Chun nicht mehr viel mit Blocken zu tun, sondern eher die Schwäche, die ein Tritt birgt zu nutzen. Ob es nun das Standbein ist, dass beim eigenem Tritt außer Acht gelassen wird, oder die Balance die beim Tritt, je höher dieser ausgeführt wird, verloren geht. Das mit der Kraft gehen selbst bei Tritten ( z.B Tan Gerk oder Bong Gerk ) ist ein absoluter Gegenpart gegenüber dem gewesen, was ich vorher gelernt habe.

Das Chi Sao ( klebende Hände/Arme ) war eines der Übungen, die mir wieder sehr gut lagen, da es viele Partnerübungen ähnlich auch im Gottesanbeterin Stil gibt. Das Lat Sao und das Holzpuppentraining
( Muk Yan Chong ) sind meine Lieblingsdisziplinen. Das Lat Sao ist das freie Vollkontaktkämpfen im Wing Chun, worauf ich natürlich am meisten gewartet hatte, um meine trainierten Fähigkeiten zu testen.

Das Holzpuppentraining hat sehr dazu beigetragen, die Techniken sauber und mit den richtigen Kraftansätzen zu trainieren. Im Wing Chun schon sehr weit gekommen, sollte sich noch ein drittes Konzept in meinem Training einschleichen. Das Inosanto Kali.

DAS INOSANTO KALI

Was beim Wing Chun die Zentrallinie ist, ist im Inosanto Kali der Winkel. Mir viel es nicht schwer das Inosanto Kali zu erlernen, obwohl dieses Konzept, mit seinen vielen Waffentechniken sehr groß ist. Ich erfuhr das Dan Inosanto, einer der besten Freunde von Bruce Lee gewesen ist und er erheblich dazu beitrug, das Jun Fan Gung Fu zu entwickeln. Mein Weg schlug endlich die richtige Richtung ein. Mir gefällt sehr das Konzept aus dem Inosanto Kali, da es um sehr reale und effiziente Techniken geht. Die Vielzahl an Waffen oder Gebrauchsgegenständen die man im Inosanto Kali klug einsetzt, erstaunen mich sehr.

Aus der waffenlosen Anwendung der philippinischen Künste, entwickelten sich Systeme wie zum Beispiel Dumog ( worin alle Arten von Fegern, Hebeln, Würfe bis hin zum Bodenkampf angewendet werden ), Panantukan ( das philippinische Boxen, welches auch den Einsatz von Unterarmen, Ellenbogen, Kopfstößen, Schultern, Knie, Finger, etc. erlaubt ), Pananjakman/ Sikaran bezeichnet die Kunst der Tritte, um nur einige bekannte Systeme zu nennen.

Es war also klar, das ich mich im Inosanto Kali bestens aufgehoben fühlte.

JUN FAN GUNG FU

Nach langem studieren der Techniken, gab es plötzlich Ärger. In der Kung Fu Schule wo ich das Gottesanbeterin Kung Fu parallel immer noch weiter unterrichtete und lernte, konnte ich meine neu erworbenen Fähigkeiten nur noch schwer unterdrücken und verstecken. Wenn einem plötzlich kürzere und effizientere Techniken gezeigt werden und man die Fehler eines Systems entdeckt, ist es schwer falsche Übungen einfach nach Muster weiter zu trainieren. Ich führte also immer mehr ein Stil aus, der mir als Mensch nicht half. Es hat sozusagen, nicht der Mensch seinen Stil gefunden, sondern der Stil einen Menschen. Das nicht befolgen der Lehren, folgte schließlich zur Kündigung. Man muss dazu wissen, das sich ein Sifu ( Meister ) im Traditionellen Kung Fu, niemals seinen Schüler teilt.

Ich wurde irgendwann beobachtet, wie ich andere Techniken als das Gottesanbeterin Kung Fu ausübte. Es gab eine lange Zeit in der ich überlegen musste, was ich tun sollte. Am Ende gab es für mich aber nur eine Entscheidung. Ich musste dem traditionellen Weg den Rücken kehren, um mich endlich voll auf meine persönliche Entfaltung konzentrieren zu können. Das Formentraining ( Kata nennt man es z.B im Karate ), nahm sehr viel Zeit in Anspruch und leider weniger das üben am Partner. Man bedenke, das Gottesanbeterin Kung Fu bestand zu meiner Zeit, bei einer Schwarzgurtprüfung aus 20 Handformen, 10 Waffenformen, 5 Zwei-Mann Formen und 8 Tunierformen. Die musste man nicht einfach so ablaufen können, sondern es mussten explosionartige und tiefe Stände eingehalten werden.

Das alleine beim üben, dieser vielen Formen, auch noch 2 andere Systeme zu erlernen waren, ist eine sehr große Belastung. Ich musste mich von den Traditionsketten, die meine Weiterentwicklung im Wege standen loswerden und kehrte einem sehr guten Sifu des Traditionellen Kung Fu´s und seiner Schule den Rücken zu.

Dann mit den neu erworbenen Fähigketen, konnte ich mich endlich dem Jun Fan Gung Fu witmen. Das Wiedersehen mit dem Sifu von einst, war schön und ein sehr großer Abschnitt in meinem Kampfkunstleben. Ich übte nun 3 sehr aufeinanderpassende Systeme aus, ohne das sich ein Sifu mit dem Anderen im Wege stand. Das Wing Chun, das Inosanto Kali und das Jun Fan Gung Fu. Was zu meinem großen erstaunen auch sehr half, dass das Jun Fan Gung Fu auch viele Techniken aus dem Wing Chun und dem Inosanto Kali selbst ausübt. Man muss dazu sagen, dass das Jun Fan Gung Fu kein festes Konzept besitzt.

Das heißt, es wird nicht nur das genommen was das System vorschreibt, sondern alles das, was auch funktioniert ist willkommen und anwendbar. Ich konnte also im Jun Fan Gung Fu auch meine Fähigkeiten aus den anderen beiden Konzepten weiterhin perfektionieren. Bruce Lee wusste damals selbst, man sollte sich nicht nur in einem System ( Stil ) bewegen, man sollte eigendlich garkein System ( Stil ) besitzen. Keinen Weg als Weg benutzen, war einer seiner Grundsätze im Jeet Kune Do ( Jun Fan Gung Fu ).

DER KREIS SCHLIEßT SICH

Nachdem ich das Prinzip des Jeet Kune Do verstanden und umgesetzt habe, gründete ich meine eigene Schule und nannte sie, System without System kurz SWS. Alles aufzunehmen was funktioniert, aber sich in nichts einschließen zu lassen. Sich selbst finden und seine eigenen körperlichen Fähigkeiten zu perfektionieren. Es geht hierbei nicht darum, einfach Techniken zu sammeln, die dann vielleicht nie für bestimmte Personen funktionieren werden. Individuell auf jeden Menschen, sollte eine Kampfkunst gelehrt werden. Dies ist einer der Grundvoraussetzungen die man benötigt, um sich selbst völlig frei und effektiv in der Kampfkunst zu finden.

Layer 1
Diese Website verwendet Cookies und fragt Sie nach Ihren persönlichen Daten, um Ihr Surferlebnis zu verbessern.